Der Naturalismus ist eine literarische und künstlerische Bewegung, die im späten 19. Jahrhundert aufkam und sich besonders in der europäischen Literatur und bildenden Kunst manifestierte. Der Naturalismus war eine Reaktion auf den Realismus und versuchte, diesen weiterzuentwickeln, indem er noch detailliertere und wissenschaftlich fundiertere Darstellungen der Realität anstrebte.
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Merkmale des Naturalismus
Objektivität und Wissenschaftlichkeit
Naturalistische Werke strebten nach einer objektiven und wissenschaftlich fundierten Darstellung der Realität. Die Autoren betrachteten die Welt durch die Linse der Naturwissenschaften, insbesondere der Biologie und der Psychologie, und versuchten, menschliches Verhalten und soziale Phänomene auf eine rationale und deterministische Weise zu erklären.
Darstellung des Alltagslebens
Wie im Realismus stand auch im Naturalismus die Darstellung des Alltagslebens im Vordergrund. Die Autoren konzentrierten sich auf die Beschreibung von gewöhnlichen Menschen und ihren Lebensumständen, oft aus der unteren Gesellschaftsschicht.
Determinismus und Umweltfaktoren
Ein zentrales Konzept im Naturalismus ist der Determinismus, der besagt, dass das Verhalten und die Lebensumstände der Menschen durch äußere Faktoren wie ihre Umwelt, ihre soziale Klasse und ihre genetische Veranlagung bestimmt sind. Die Autoren betonten die Rolle dieser Umweltfaktoren bei der Gestaltung des individuellen Schicksals und lehnten die Idee des freien Willens ab.
Detaillierte Beschreibung und Authentizität
Naturalistische Werke zeichnen sich durch eine detaillierte und präzise Beschreibung aus. Die Autoren bemühten sich um Authentizität und versuchten, die Realität so genau wie möglich wiederzugeben, sei es in Bezug auf die physische Umgebung, die Charaktere oder die sozialen Bedingungen.
Sozialkritik
Der Naturalismus war auch eine Form der sozialen Kritik, die die Missstände und Ungerechtigkeiten der Gesellschaft aufdecken wollte. Die Autoren thematisierten Themen wie Armut, soziale Ungerechtigkeit, Krankheit und Verbrechen und zeigten die harten Realitäten des Lebens in der modernen Industriegesellschaft auf.
Bedeutung des Naturalismus

Der Naturalismus hatte einen bedeutenden Einfluss auf die literarische und künstlerische Entwicklung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er trug zur Entwicklung des modernen Romans bei und beeinflusste zahlreiche Autoren in ganz Europa und darüber hinaus. Zu den prominenten naturalistischen Schriftstellern gehören Émile Zola in Frankreich, Giovanni Verga in Italien, Henrik Ibsen in Norwegen und Gerhart Hauptmann in Deutschland.
Der Naturalismus markierte auch eine wichtige Phase in der Geschichte der Literaturkritik und -theorie, da er neue Ansätze zur Analyse von Literatur und zur Beziehung zwischen Kunst und Wissenschaft vorstellte. Trotz seiner Kritik und seiner Einschränkungen hat der Naturalismus einen bleibenden Einfluss auf die Literaturgeschichte hinterlassen und bleibt eine bedeutende Bewegung in der Entwicklung der modernen Kunst.
Wie kam es zum Naturalismus?

Der Naturalismus entstand als Reaktion auf die vorherrschenden literarischen und intellektuellen Strömungen des 19. Jahrhunderts und wurde durch verschiedene historische, soziale und intellektuelle Entwicklungen beeinflusst:
Wissenschaftliche Revolution und Aufklärung
Die wissenschaftlichen Entdeckungen und die Aufklärung des 18. Jahrhunderts hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf das Denken und die Weltanschauung der Menschen. Die Betonung von Rationalität, Beobachtung und Experiment in den Naturwissenschaften prägte auch das Denken vieler Schriftsteller und Intellektueller.
Industrialisierung und Urbanisierung
Die Industrialisierung führte zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, darunter die Massenmigration vom Land in die Städte, die Entstehung einer industriellen Arbeiterklasse und die Verschlechterung der Lebensbedingungen vieler Menschen. Diese sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen inspirierten viele Schriftsteller dazu, sich mit den harten Realitäten des modernen Lebens auseinanderzusetzen.
Darwinismus und Evolutionstheorie
Die Veröffentlichung von Charles Darwins „Die Entstehung der Arten“ im Jahr 1859 hatte einen enormen Einfluss auf das Denken des 19. Jahrhunderts. Darwins Theorie der Evolution und die Betonung des Überlebenskampfes und der Anpassungsfähigkeit in der Natur beeinflussten auch das literarische Denken und trugen zur Entstehung des Naturalismus bei.
Krise des Glaubens und des religiösen Glaubens
Im 19. Jahrhundert erlebte Europa eine Krise des Glaubens und des religiösen Glaubens, die durch wissenschaftliche Entdeckungen, soziale Umwälzungen und politische Veränderungen verstärkt wurde. Viele Schriftsteller wandten sich von traditionellen religiösen Weltbildern ab und suchten nach neuen Wegen, um die Bedeutung des menschlichen Lebens und der menschlichen Existenz zu verstehen.
Einfluss des Realismus
Der Naturalismus entwickelte sich aus dem Realismus, einer literarischen Bewegung, die sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte. Während der Realismus versuchte, die Realität objektiv und genau darzustellen, ging der Naturalismus einen Schritt weiter und betonte die wissenschaftliche Erforschung und Erklärung menschlichen Verhaltens und sozialer Phänomene.
Insgesamt kann gesagt werden, dass der Naturalismus als eine Antwort auf die Herausforderungen und Entwicklungen des 19. Jahrhunderts entstand. Er reflektierte die Suche der Schriftsteller nach neuen Formen der Darstellung der Realität und nach einem besseren Verständnis der menschlichen Natur und der Gesellschaft.
Naturalismus Kunst

Der Naturalismus in der Kunst ist eine künstlerische Bewegung, die im 19. Jahrhundert entstand und sich besonders in der Malerei, aber auch in der Literatur und anderen künstlerischen Bereichen manifestierte. Der Naturalismus war eine Reaktion auf den Romantizismus und den Idealismus des 19. Jahrhunderts und betonte die Darstellung der Realität auf möglichst objektive und detailgetreue Weise.
Merkmale des Naturalismus in der Kunst
- Realismus: Der Naturalismus strebte nach einer möglichst realistischen und detaillierten Darstellung der Natur, des Menschen und der Gesellschaft. Die Künstler konzentrierten sich darauf, die äußere Welt so genau wie möglich wiederzugeben, ohne sie zu idealisieren oder zu verklären.
- Beobachtung und Wissenschaft: Wie im Naturalismus in der Literatur betonten die Künstler des Naturalismus die Bedeutung von Beobachtung und wissenschaftlicher Genauigkeit. Sie studierten die Natur, den menschlichen Körper und die soziale Umgebung sorgfältig, um ihre Werke so authentisch wie möglich zu gestalten.
- Alltagsleben und soziale Themen: Der Naturalismus konzentrierte sich oft auf das alltägliche Leben der gewöhnlichen Menschen und auf soziale Themen wie Armut, Arbeit, Krankheit und Verbrechen. Die Künstler zeigten die harten Realitäten des Lebens in der modernen Gesellschaft, ohne sie zu beschönigen.
- Individualität und Psychologie: Obwohl der Naturalismus nach objektiver Darstellung strebte, zeigten viele Werke auch eine intensive Beschäftigung mit der Individualität und Psychologie der dargestellten Figuren. Die Künstler versuchten, die inneren Gedanken, Emotionen und Motivationen ihrer Charaktere zu erfassen und darzustellen.
- Technische Innovationen: Der Naturalismus führte zu zahlreichen technischen Innovationen in der Malerei, einschließlich der Verwendung von Licht und Schatten, der perspektivischen Darstellung und der Nutzung neuer Materialien und Techniken. Die Künstler experimentierten mit verschiedenen Malstilen und -techniken, um ihre realistischen Darstellungen zu verbessern.
Bekannte Vertreter des Naturalismus in der Kunst sind unter anderem Gustave Courbet, Édouard Manet, Jean-François Millet und Honoré Daumier in Frankreich sowie Wilhelm Leibl, Adolph Menzel und Max Liebermann in Deutschland. Der Naturalismus hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst und beeinflusste zahlreiche weitere künstlerische Bewegungen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Begriff des Naturalismus in Deutsch

In der deutschen Literatur wird der Begriff „Naturalismus“ verwendet, um eine bestimmte Strömung oder Epoche zu beschreiben, die sich in den späten 19. und frühen 20. Jahrhunderten entwickelte. Der Naturalismus in Deutschland war eng mit dem gleichnamigen literarischen Stil in Frankreich verbunden, aber er entwickelte auch einige charakteristische Merkmale, die ihn von anderen nationalen Varianten unterscheiden.
Merkmale des Naturalismus in der deutschen Literatur
- Objektivität und Detailgenauigkeit: Wie in anderen Ländern legten auch die deutschen Naturalisten großen Wert auf objektive Darstellungen der Realität. Sie strebten nach einer detaillierten und präzisen Beschreibung der Welt, oft unter Verwendung wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse.
- Darstellung des Alltagslebens: Der deutsche Naturalismus konzentrierte sich häufig auf das Leben gewöhnlicher Menschen in der modernen Industriegesellschaft. Die Autoren beschrieben die Lebensbedingungen, die sozialen Probleme und die psychologischen Realitäten ihrer Charaktere in einem authentischen und realistischen Stil.
- Sozialkritik: Wie auch in anderen Ländern war der deutsche Naturalismus eine Form der sozialen Kritik. Die Autoren thematisierten Themen wie Armut, Krankheit, soziale Ungerechtigkeit und die Auswirkungen der Industrialisierung auf das menschliche Leben. Sie versuchten, die harten Realitäten des modernen Lebens schonungslos aufzudecken und auf Missstände hinzuweisen.
- Determinismus und Umweltfaktoren: Eine wichtige Idee im deutschen Naturalismus war der Determinismus, der besagt, dass das Verhalten und die Lebensumstände der Menschen durch äußere Faktoren wie ihre Umwelt und ihre soziale Klasse bestimmt sind. Die Autoren betonten die Rolle dieser Umweltfaktoren bei der Gestaltung des individuellen Schicksals und lehnten die Idee des freien Willens ab.
- Psychologische Analyse: Der deutsche Naturalismus zeichnete sich auch durch eine tiefe psychologische Analyse der Charaktere aus. Die Autoren interessierten sich für die inneren Gedanken und Motivationen ihrer Figuren und versuchten, deren Verhalten und Entscheidungen auf eine wissenschaftliche und rationale Weise zu erklären.
Zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Naturalismus gehören Autoren wie Gerhart Hauptmann, Arno Holz, Johannes Schlaf und Detlev von Liliencron. Ihre Werke trugen zur Entwicklung des Naturalismus als eigenständige literarische Strömung in Deutschland bei und hinterließen einen bleibenden Einfluss auf die deutsche Literaturgeschichte.
Welche Epoche kam nach dem Naturalismus?

Nach dem Naturalismus in der Literatur folgte eine Vielzahl von literarischen Bewegungen und Epochen, die je nach Region und kulturellem Kontext variieren können. Einige der wichtigsten literarischen Strömungen, die den Naturalismus ablösten oder sich gleichzeitig entwickelten, sind:
Symbolismus
Der Symbolismus war eine literarische Bewegung, die Ende des 19. Jahrhunderts aufkam und sich besonders in der französischen und belgischen Literatur manifestierte. Der Symbolismus betonte die Verwendung von Symbolen, Metaphern und Bildern, um abstrakte Ideen und emotionale Zustände auszudrücken. Im Gegensatz zum Naturalismus, der sich auf die objektive Darstellung der Realität konzentrierte, richtete der Symbolismus seinen Fokus auf das Subjektive, Mystische und Spirituelle.
Impressionismus
Der Impressionismus war eine Kunstbewegung, die in der Malerei entstand, aber auch auf die Literatur übergriff. Die impressionistische Literatur zeichnete sich durch eine betonte Betonung von Stimmung, Atmosphäre und persönlicher Wahrnehmung aus. Die Impressionisten strebten danach, die flüchtigen Eindrücke des Lebens einzufangen und in ihren Werken wiederzugeben.
Expressionismus
Der Expressionismus war eine künstlerische und literarische Bewegung, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte. Der Expressionismus war geprägt von einer starken Betonung der emotionalen Ausdruckskraft, des subjektiven Erlebens und der Verzerrung der Realität. Die expressionistische Literatur thematisierte häufig die Zerrüttung der modernen Welt, den Verlust traditioneller Werte und das Gefühl der Entfremdung und Isolation.
Moderne und Avantgarde
Die moderne Literatur, die sich etwa ab dem frühen 20. Jahrhundert entwickelte, zeichnete sich durch eine Vielzahl von experimentellen Stilen, Techniken und Themen aus. Die modernen Schriftsteller brachen mit traditionellen literarischen Konventionen und erforschten neue Formen der Darstellung und des Ausdrucks. Zu den wichtigsten Strömungen der modernen Literatur gehören der Futurismus, der Dadaismus, der Surrealismus und der Kubismus.
Insgesamt lässt sich sagen, dass nach dem Naturalismus eine Vielzahl von literarischen Bewegungen und Epochen entstanden, die sich durch ihre einzigartigen Stile, Techniken und Themen auszeichneten. Diese Bewegungen spiegelten die sich verändernden kulturellen, intellektuellen und gesellschaftlichen Strömungen ihrer Zeit wider und trugen zur Vielfalt und Komplexität der modernen Literatur bei.
