Können Tiere Kunst machen?

Schimpanse Congo malt in den 1950er Jahren in einer Fernsehshow. (Foto: dpa)

Kunst wird traditionell als Ausdruck menschlicher Kreativität, Emotion und Intelligenz betrachtet. Doch was passiert, wenn Tiere Pinsel, Farben oder andere Werkzeuge in die Hand (oder besser: in die Schnauze, Pfote oder den Rüssel) nehmen? Können Tiere tatsächlich Kunst schaffen, oder handelt es sich lediglich um menschliche Interpretationen zufälliger Handlungen? Diese Frage wirft spannende Überlegungen über die Natur von Kreativität, die kognitiven Fähigkeiten von Tieren und die Definition von Kunst auf. Ein prominentes Beispiel, das weltweit Aufmerksamkeit erregt hat, ist das Schwein Pigcasso, das mit seinen farbenfrohen Gemälden die Kunstwelt überrascht hat. In diesem Artikel untersuchen wir, ob Tiere Kunst machen können, indem wir wissenschaftliche Erkenntnisse, Beispiele aus der Tierwelt und philosophische Perspektiven beleuchten. Dabei stützen wir uns auf zuverlässige englischsprachige Quellen und analysieren das Thema objektiv und kritisch.

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Was ist Kunst? Eine grundlegende Definition

Bevor wir die Frage beantworten, ob Tiere Kunst schaffen können, müssen wir klären, was Kunst überhaupt bedeutet. Was macht ein Werk zur Kunst? Ist es die Intention des Schöpfers, die ästhetische Wirkung oder die Interpretation durch den Betrachter?

  • Frage zur Reflexion: Wie würdest du Kunst definieren? Ist es notwendig, dass Kunst eine bewusste Absicht oder emotionale Tiefe ausdrückt, oder reicht es, wenn ein Werk visuell ansprechend ist?

Kunst wird oft als ein Produkt beschrieben, das Bedeutung, Schönheit oder emotionale Resonanz vermittelt. Laut der Philosophin Cynthia Freeland umfasst Kunst typischerweise Elemente wie Kreativität, Ausdruck und die Fähigkeit, eine Reaktion beim Betrachter hervorzurufen (Freeland, 2001). Doch diese Definition ist stark auf menschliche Schöpfer ausgerichtet. Wenn wir Tiere in die Gleichung einbeziehen, müssen wir überlegen, ob Kreativität und Intention ausschließlich menschliche Eigenschaften sind. Tiere wie Schimpansen, Elefanten oder das Schwein Pigcasso haben Werke geschaffen, die von Menschen als Kunst wahrgenommen werden. Aber sind diese Werke das Ergebnis bewusster Kreativität, oder sind sie lediglich das Produkt von Training und Zufall?

Pigcasso: Das malende Schwein

Pigcasso

Ein faszinierendes Beispiel für tierische Kunst ist Pigcasso, ein Schwein aus Südafrika, das 2016 von Joanne Lefson vor dem Schlachthof gerettet wurde. Pigcasso, deren Name ein Wortspiel mit dem berühmten Künstler Pablo Picasso ist, begann zu malen, als Lefson bemerkte, dass das Schwein eine Vorliebe für Pinsel hatte. Anstatt Spielzeug zu zerstören, zeigte Pigcasso Interesse daran, Pinsel mit ihrer Schnauze zu halten. Mit positiver Verstärkung – Futter als Belohnung – lernte sie, Farben auf Leinwand zu bringen. Ihre Werke, die oft als abstrakter Expressionismus beschrieben werden, haben weltweit Anerkennung gefunden. Ein Gemälde mit dem Titel „Wild and Free“ wurde 2021 für 20.000 Pfund an einen deutschen Sammler verkauft, was einen Weltrekord für tierische Kunst darstellt (Artmajeur Magazine, 2021).

  • Frage zur Reflexion: Wenn Pigcasso durch Belohnungen dazu angeregt wird, zu malen, ist ihr Schaffen dann weniger „künstlerisch“ als das eines Menschen, der aus innerem Antrieb heraus malt?

Pigcassos Gemälde sind bunt, dynamisch und voller Energie, mit Strichen und Klecksen, die an Werke von Jackson Pollock erinnern. Doch die Frage bleibt: Ist dies Kunst, weil wir Menschen es so interpretieren, oder zeigt Pigcasso eine Form von Kreativität, die über bloßes Training hinausgeht? Joanne Lefson betont, dass sie zwar die Farben auswählt und die Leinwand positioniert, aber keinen Einfluss auf Pigcassos Malprozess nimmt. Jedes Werk wird mit der Schnauze signiert, was die Authentizität der tierischen Urheberschaft unterstreicht (ZEIT ONLINE, 2022).

Andere tierische Künstler: Ein Blick über Pigcasso hinaus

Schimpanse Congo malt in den 1950er Jahren in einer Fernsehshow. (Foto: dpa)

Pigcasso ist nicht das einzige Tier, das künstlerische Werke schafft. Es gibt zahlreiche Beispiele von Tieren, die durch Training oder natürliche Neugier Kunstwerke produzieren:

  • Schimpansen: Der Schimpanse Congo, der in den 1950er-Jahren in London malte, ist ein weiteres bekanntes Beispiel. Seine Gemälde wurden in Auktionshäusern wie Christie’s für hohe Summen verkauft. Der Primatologe Frans de Waal beschreibt in seinem Buch The Ape and the Sushi Master (2001), wie Schimpansen Muster und Überlegungen in ihre Werke einfließen lassen, was auf eine Form von kognitiver Planung hindeutet.
  • Elefanten: Im Thai Elephant Conservation Centre in Chiang Mai malen Elefanten mit ihren Rüsseln. Ihre Werke, oft Darstellungen von Blumen oder Landschaften, sind bei Touristen beliebt. Doch Kritiker bemängeln, dass diese Tiere stark trainiert werden, was die Spontaneität ihrer Kreativität infrage stellt.
  • Vögel: Männliche Laubenvögel sind in der Wildnis für ihre kunstvollen Nester bekannt, die sie mit farbigen Objekten wie Blüten, Nüssen oder sogar Müll dekorieren, um Weibchen anzulocken. Kristina Horback, Professorin für Tierwissenschaften an der University of California, Davis, nennt diese Vögel die „Künstler der Wildnis“ (National Geographic, 2018).
  • Frage zur Reflexion: Wenn ein Tier wie ein Laubenvogel in der Wildnis Objekte arrangiert, um einen ästhetischen Effekt zu erzielen, ist das dann vergleichbar mit menschlicher Kunst? Was unterscheidet diese natürliche Kreativität von Pigcassos Gemälden?

Diese Beispiele zeigen, dass Tiere in der Lage sind, visuelle Werke zu schaffen, die von Menschen als Kunst wahrgenommen werden. Doch die Rolle des menschlichen Einflusses – sei es durch Training, Belohnung oder Interpretation – bleibt ein zentraler Punkt der Debatte.

Wissenschaftliche Perspektiven: Kreativität bei Tieren

Um zu verstehen, ob Tiere Kunst machen können, müssen wir ihre kognitiven Fähigkeiten untersuchen. Kreativität wird oft als die Fähigkeit definiert, etwas Neues und Zweckmäßiges zu schaffen (Kaufman & Sternberg, 2010). Können Tiere diese Kriterien erfüllen?

  • Kognitive Fähigkeiten von Schweinen: Schweine wie Pigcasso gelten als hochintelligent. Studien zeigen, dass Schweine kognitive Fähigkeiten besitzen, die mit denen eines dreijährigen Kindes vergleichbar sind (Marino & Colvin, 2015). Sie können komplexe Aufgaben lösen, haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis und zeigen soziale Intelligenz. Pigcassos Fähigkeit, Pinsel zu halten und Farben auf Leinwand zu bringen, könnte also auf ihrer natürlichen Neugier und Intelligenz basieren.
  • Innovatives Verhalten: Allison Kaufman, eine Forscherin an der University of Connecticut, betont, dass Tiere durchaus innovativ sein können. Beispielsweise lösen Waschbären Probleme auf kreative Weise, etwa indem sie einen Versuchsaufbau umwerfen, um an eine Belohnung zu gelangen (National Geographic, 2018). Solche Beispiele deuten darauf hin, dass Tiere in der Lage sind, neuartige Lösungen zu entwickeln, was ein Merkmal von Kreativität ist.
  • Künstlerische Intention: Ein kritischer Punkt ist, ob Tiere die Fähigkeit besitzen, Kunst mit einer bewussten Intention zu schaffen. Kaufman argumentiert, dass es bisher keine Beweise dafür gibt, dass Tiere die geistige Kapazität für Selbstreflexion oder die bewusste Ausdrucksweise haben, die traditionell mit Kunst assoziiert wird (National Geographic, 2018). Dennoch könnte die Freude, die Tiere wie Pigcasso beim Malen zeigen, auf eine Form von intrinsischer Motivation hinweisen.
  • Frage zur Reflexion: Wenn ein Tier Freude am kreativen Prozess zeigt, aber keine bewusste Absicht hat, das Ergebnis als Kunst zu betrachten, macht das den kreativen Akt weniger wertvoll?

Die Wissenschaft legt nahe, dass Tiere zwar innovative Verhaltensweisen zeigen können, die Frage der künstlerischen Intention jedoch offenbleibt. Pigcassos Malprozess könnte eine Kombination aus natürlicher Neugier, Training und menschlicher Interpretation sein.

Philosophische und kulturelle Perspektiven

Die Frage, ob Tiere Kunst machen können, berührt auch philosophische und kulturelle Aspekte. Kunst ist nicht nur ein Produkt, sondern auch ein soziales Konstrukt, das von der Kultur und den Erwartungen der Betrachter geprägt wird.

  • Menschliche Interpretation: Klaus Speidel, ein Kunsttheoretiker, argumentiert, dass tierische Kunst oft „narratogene Kunst“ ist – Kunst, die durch die Geschichte hinter dem Werk an Wert gewinnt (hektar, 2022). Pigcassos Gemälde sind nicht nur visuell ansprechend, sondern erzählen auch die Geschichte eines geretteten Schweins, das gegen die Massentierhaltung steht. Diese narrative Komponente macht die Werke für viele Betrachter wertvoll.
  • Kunstmarkt und Kommerzialisierung: Die hohen Preise, die für Pigcassos Gemälde gezahlt werden, werfen die Frage auf, ob der Kunstmarkt die Werke aufgrund ihrer Qualität oder ihrer ungewöhnlichen Herkunft schätzt. Der Verkauf von „Wild and Free“ für 20.000 Pfund zeigt, dass die Geschichte des Künstlers – in diesem Fall eines Schweins – einen erheblichen Einfluss auf den Marktwert hat (Artmajeur Magazine, 2021).
  • Ethische Überlegungen: Joanne Lefson nutzt Pigcassos Kunst, um auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam zu machen. Sie argumentiert, dass die Anerkennung von Pigcasso als Künstlerin dazu beiträgt, Schweine als empfindungsfähige Wesen wahrzunehmen (t-online.de, 2024). Dies wirft die Frage auf, ob tierische Kunst auch als Mittel zur Förderung von Tierrechten dienen kann.
  • Frage zur Reflexion: Wenn die Geschichte eines Kunstwerks – wie die von Pigcasso – den Wert des Werks steigert, ist es dann weniger „Kunst“ als ein Werk, das allein durch seine Ästhetik besticht?

Kritische Analyse: Kunst oder Konditionierung?

Ein zentraler Kritikpunkt an tierischer Kunst ist, dass sie oft durch menschliches Training und positive Verstärkung entsteht. Pigcasso wurde beispielsweise mit Futter belohnt, wenn sie malte. Dies führt zu der Frage, ob ihre Werke das Ergebnis echter Kreativität oder lediglich konditionierten Verhaltens sind.

  • Training vs. Kreativität: Verhaltensbiologe Norbert Sachser betont, dass Tiere durch Konditionierung komplexe Verhaltensweisen erlernen können, ähnlich wie Zirkustiere (RHEINPFALZ, 2018). Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie keine Kreativität zeigen können. Pigcassos individuelle Strichführung und Farbwahl könnten auf eine gewisse Spontaneität hinweisen, auch wenn sie durch Belohnungen motiviert wird.
  • Ästhetische Wahrnehmung: Studien zeigen, dass Tiere wie Schweine und Elefanten Farben unterscheiden können, wenn auch nicht in der gleichen Weise wie Menschen (National Geographic, 2018). Pigcassos Palette enthält beispielsweise Rot, obwohl Schweine diese Farbe nicht klar wahrnehmen können. Dies deutet darauf hin, dass die ästhetische Wirkung ihrer Werke eher für menschliche Betrachter gestaltet ist.
  • Vergleich mit menschlicher Kunst: Menschliche Künstler arbeiten oft ebenfalls unter äußeren Anreizen, sei es Ruhm, Geld oder Anerkennung. Wenn Pigcassos Malerei durch Futter motiviert ist, unterscheidet sich das dann grundlegend von menschlichen Künstlern, die für Aufträge arbeiten?
  • Frage zur Reflexion: Wenn ein Tier wie Pigcasso durch Belohnungen motiviert wird, ist ihre Kunst dann weniger authentisch als die eines Menschen, der für Geld malt?

Fazit: Eine neue Perspektive auf Kunst und Kreativität

Die Frage, ob Tiere Kunst machen können, hat keine einfache Antwort. Pigcasso und andere tierische Künstler zeigen, dass Tiere in der Lage sind, visuell beeindruckende Werke zu schaffen, die von Menschen geschätzt werden. Doch ob diese Werke als Kunst im traditionellen Sinne gelten, hängt von der Definition von Kunst ab. Wissenschaftlich betrachtet zeigen Tiere wie Schweine, Schimpansen und Elefanten kognitive Fähigkeiten, die Kreativität und Innovation ermöglichen. Philosophisch gesehen ist Kunst jedoch oft mit Intention und Selbstreflexion verbunden, Eigenschaften, die bei Tieren schwer nachzuweisen sind.

Pigcassos Erfolg zeigt, dass tierische Kunst nicht nur ästhetisch ansprechend sein kann, sondern auch eine Botschaft vermittelt – in ihrem Fall die Förderung von Tierrechten und einem bewussteren Umgang mit Nutztieren. Ihre Werke fordern uns heraus, unsere Vorstellungen von Kreativität, Intelligenz und dem Wert von Tieren zu überdenken.

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