„12 Angry Men“ („Die zwölf Geschworenen“) zählt zu den bedeutendsten und faszinierendsten Gerichtsfilmen der Filmgeschichte. Der 1957 von Sidney Lumet inszenierte Klassiker beeindruckt nicht nur durch seine zeitlose Thematik, sondern auch durch seine außergewöhnliche Inszenierung, die bis heute Filmliebhaber und Kritiker gleichermaßen begeistert.
Allgemeine Informationen und Fakten zum Film
- Originaltitel: 12 Angry Men
- Deutscher Titel: Die zwölf Geschworenen
- Regisseur: Sidney Lumet (sein Spielfilmdebüt)
- Drehbuch: Reginald Rose
- Hauptdarsteller: Henry Fonda, Lee J. Cobb, Martin Balsam, E.G. Marshall, Jack Klugman, Ed Begley, u.a.
- Produktionsjahr: 1957
- Laufzeit: ca. 96 Minuten
Die Handlung spielt fast ausschließlich in einem stickigen Hinterzimmer eines Gerichtes, in dem sich zwölf völlig unterschiedliche Männer als Geschworene mit einem scheinbar eindeutigen Mordfall beschäftigen. Doch schon bald steht nicht mehr nur das Schicksal des Angeklagten im Mittelpunkt, sondern auch die Konflikte, Vorurteile und Motive der Geschworenen selbst.
Interessante Fakten über „12 Angry Men“
- Inspiration: Das Drehbuch basiert auf einer realen Jury-Erfahrung des Drehbuchautors Reginald Rose.
- Einzigartigkeit: Es ist der einzige Spielfilm, den Henry Fonda je produziert hat.
- Effiziente Produktion: Die Dreharbeiten dauerten nur 19 Tage, was für diese intensive Schauspielarbeit bemerkenswert ist.
- Kameraarbeit: Um die Spannung innerhalb des geschlossenen Raumes zu steigern, wurden Kamerawinkel und Brennweiten während des Films subtil verändert: Anfangs wird mit langen Brennweiten eine offene Atmosphäre erzeugt, im Verlauf werden die Einstellungen enger und beklemmender.
Warum Sie „12 Angry Men“ unbedingt ansehen sollten
- Psychologischer Tiefgang: Kaum ein Film gelingt es so intensiv, die Dynamik einer Gruppe und die Mechanismen von Vorurteilen, Überzeugungen und dem Streben nach Gerechtigkeit zu durchleuchten.
- Universelle Thematik: Die Fragen nach Wahrheit, Mut und Zivilcourage sind heute ebenso aktuell wie 1957.
- Minimalismus als Stärke: Die begrenzte Kulisse lenkt den Fokus ganz auf die Charaktere und Dialoge – das Schauspiel steht im Mittelpunkt, und jedes Wort hat Gewicht.
- Vorbild für das Genre: Zahlreiche spätere Gerichtsdramen und auch andere Medien greifen bewusst auf die Dramaturgie und Bildsprache dieses Films zurück.
- Gesellschaftskritik und Selbstreflexion: „12 Angry Men“ regt dazu an, sich der eigenen Vorurteile und Denkmuster bewusst zu werden und die Bedeutung von Zweifel und Empathie zu erkennen.
Spoiler-freie Kurzkritik
Ohne vorwegzunehmen, wie die Entscheidung ausgeht, lässt sich sagen: Die Spannung baut sich kontinuierlich auf, getragen durch brillantes acting und messerscharfe Dialoge. Der Film lebt von seinem ständigen Wechselspiel aus Vernunft und Emotion, wobei besonders Henry Fonda als Vorbild für Integrität herausragt.
Spoiler-Warnung: Ausführliche (mit Spoiler) Analyse
Achtung – Spoiler:
Im Verlauf des Films gelingt es Juror Nr. 8 (Henry Fonda), durch beharrliches Hinterfragen und kluge Argumentation die Überzeugungen der anderen nach und nach ins Wanken zu bringen. Entscheidend ist nicht nur das Enthüllen von Fehlern in der Beweiskette, sondern auch das Offenlegen persönlicher Motive und Vorurteile einzelner Geschworener. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie Meinungen in einer Gruppe kippen können – und wie wichtig es ist, sich nicht vorschnell einer Mehrheitsmeinung anzuschließen. Am Ende steht die einstimmige Entscheidung für „nicht schuldig“ und eine beeindruckende Demonstration von Zivilcourage.
Preise und Auszeichnungen
„12 Angry Men“ wurde vielfach preisgekrönt und nominiert:
- Oscar-Nominierungen: Bester Film, Beste Regie (Sidney Lumet), Bestes Drehbuch (Reginald Rose)
- British Academy Film Award: Bester ausländischer Film, Bester ausländischer Schauspieler (Henry Fonda)
- Berlin International Film Festival: Goldener Bär (Sidney Lumet)
- Writers Guild of America Award: Bestes Drama
- Blue Ribbon Award, Edgar Award, Étoiles de cristal und viele weitere internationale Ehrungen
Die Fülle der Auszeichnungen unterstreicht die zeitlose Relevanz und handwerkliche Klasse des Films.
Wo kann man „12 Angry Men“ in Deutschland sehen?
In Deutschland ist der Film unter dem Titel „Die zwölf Geschworenen“ verfügbar. Sie können ihn aktuell bei folgenden Anbietern streamen oder kaufen:
- Amazon Prime Video (Abo, manchmal auch kostenlos mit Werbung)
- Apple TV (Kauf/Leihe)
- Sky Store (Kauf/Leihe)
- maxdome Store, Freenet meinVOD, Rakuten TV (Kauf/Leihe)
Eine kostenlose Option gibt es zurzeit nicht, aber mit einem Prime- oder AppleTV-Abonnement ist der Film problemlos verfügbar – sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronfassung.
„12 Angry Men“ ist ein Muss für alle, die sich für anspruchsvolles Kino, gesellschaftliche Themen und gute Dialoge interessieren. Wer bereit ist, sich zusammen mit den Geschworenen auf einen intensiven Gedankenaustausch einzulassen, wird mit einem zeitlosen Film belohnt, der lange nachwirkt und auch heute noch Antworten auf hochaktuelle Fragen gibt.
Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/12_Angry_Men_(1957_film)
https://www.britannica.com/topic/12-Angry-Men
https://www.mentalfloss.com/article/69964/10-deliberate-facts-about-12-angry-men