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Die Gargoyles von Notre-Dame: Funktion und gruselige Symbolik

Der Begriff Gargoyle leitet sich vom französischen Wort gargouille (Kehle) ab und spielt auf das Gurgeln des Wassers an, das durch ihre Münder strömt. Ursprünglich wurden Gargoyles im Mittelalter entworfen, um ein sehr konkretes Problem zu lösen: Regenwasser. Ohne Schutz liefen gotische Kirchen Gefahr, dass Regen die Mauern zersetzte und das Mauerwerk beschädigte. Die Notre-Dame-Gargoyles wirken als steinerne Wasserspeier, die Niederschläge vom Dach durch einen Kanal in ihrem Inneren bis weit von den Wänden weg vom Gebäude ableiten. Dank ihrer oft meterlangen Form verhindern sie, dass Wasser an den Fassaden hinabfließt, das weiche Kalkgestein erodiert und Moos oder Schimmel entsteht.

Besonderheit bei Notre-Dame: Die Kathedrale Notre-Dame wurde zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert erbaut. Die meisten Original-Gargoyles stammen aus dem späten Hochmittelalter, viele wurden im 19. Jahrhundert im Zuge der Restaurierung unter Eugène Viollet-le-Duc erneuert oder ergänzt. Jeder Gargoyle ist ein Unikat, denn sie wurden individuell von Steinmetzen gestaltet und inszenieren eine breite Palette fantastischer Wesen.

Was ist eine „Installation“? Der Unterschied zur traditionellen Skulptur

Die funktionale Meisterleistung der Gargoyles

Wasserableitung und Schutz der Baukunst

Das Mittelalter kannte keine modernen Regenrinnensysteme. Deshalb entwickelten Baumeister die komplexen Gargoyle-Systeme, die Wasser gezielt über Kanäle durch das Innere der Skulpturen ableiten und durch die weitgeöffneten Münder in weitem Bogen von der Fassade wegspritzen lassen. Die Auswahl des Standorts jedes einzelnen Gargoyles erfolgte bewusst, um die effektivste Verteilung und Ableitung von Regenwasser zu gewährleisten. Die funktionale Brillanz dieser Lösungen ist bis heute im Namen der Kathedrale einzigartig sichtbar.

Die Rolle von Grotesken und Chimären

Oft werden Gargoyles mit Chimären oder Grotesken verwechselt. Während Gargoyles eine praktische Funktion als Wasserspeier erfüllen, sind Chimären und Grotesken rein dekorative Figuren, die keine Wasserableitung besitzen. Die berühmte Figur „Der Denker“ (frz. Stryge) über den Dächern von Notre-Dame ist beispielsweise eine Chimäre – faszinierend, aber nicht funktional als Wasserspeier.

Gargoyles als Symbolträger

Schutz vor dem Bösen und religiöse Botschaft

In der gotischen Denkweise waren die Außenseiten der Kirchen Sinnbilder für Chaos und Sünde, während der geschützte Innenraum für das Reich Gottes stand. Die grotesken Gestalten der Gargoyles erfüllten eine doppelte Rolle: Sie sollten das Böse abschrecken und die Gläubigen außerhalb der Kirche an die Gefahren der Sünde erinnern.

Mythen, Legenden und Geschichten rund um die Gargoyles

Die Legendenbildung um Gargoyles ist ein faszinierendes Kapitel mittelalterlicher Mentalitätsgeschichte. Eine bekannte französische Sage berichtet von einem Drachen („La Gargouille“), der Paris terrorisierte und schließlich von einem Bischof besiegt wurde. Als Mahnmal montierte man den Kopf des Ungeheuers an der Kirchenfassade – der Ursprung der Gargoyle-Figur.

Diese Märchen vertieften das Verständnis der Bevölkerung und verstärkten die Vorstellung, dass Gargoyles als Beschützer und apotropäische (unheilabwehrende) Figuren wirkten. Während das 19. Jahrhundert und die Romantik (besonders durch Victor Hugos Der Glöckner von Notre-Dame) die Gargoyles zum Symbol des gotischen Paris machten, sind sie heute ein globales Kulturphänomen – Symbol des Schutzes, aber auch des Makabren und Mysteriösen.

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Arten und Bedeutungen der Notre-Dame-Gargoyles

Vielfältige Gestalten

Gargoyles zeigen bei Notre-Dame ein beeindruckendes Spektrum unterschiedlichster Formen:

Jede Figur vermittelt eine eigene Botschaft und verdeutlicht das Credo des Mittelalters: Das Göttliche schützt den Innenraum, das Dämonische und die Versuchungen warten draußen.

Restaurierung und Bewahrung der steinernen Wächter

Historische und moderne Restaurationsprojekte

Die Exposition gegenüber Wetter und Luftverschmutzung setzte den Gargoyles zunehmend zu. Bereits im 19. Jahrhundert waren viele Originale so stark beschädigt, dass der berühmte Architekt Viollet-le-Duc sie im Rahmen der großen Notre-Dame-Restaurierung austauschte und teils neue, vom Mittelalter inspirierte Werke entwarf. Diese Arbeiten trugen maßgeblich dazu bei, das heutige Bild der Kathedrale zu prägen.

Nach dem verheerenden Brand von 2019 rückten die Gargoyles erneut in den Fokus. Ihre Originalität und stilistische Vielfalt zeigen den Erfindungsreichtum ganzer Epochen. Moderne Erhaltungsmaßnahmen kombinieren traditionelle Steinmetzkunst mit digitaler Modellierung und ermöglichen so, einmalige Skulpturen für kommende Generationen zu erhalten.

Die Faszination der Gargoyles heute: Populärkultur und Tourismus

Gargoyles sind längst Teil der Populärkultur: Sie tauchen in Romanen, Filmen, Comics oder Computerspielen auf und stehen weltweit als Inbegriff gotischer Architektur. Viele Besucher Notre-Dames lassen sich von den sagenumwobenen Figuren in ihren Bann ziehen. Ihre beklemmend-schöne Erscheinung und die kulturelle Tiefe machen sie unverzichtbar für das ikonische Bild von Paris.

Gargoyles als Spiegel des Menschseins

Was macht die steinernen Wesen so anziehend? Sie spiegeln Urängste, Hoffnung und Fantasie. Ihr von Schrecken und Schönheit geprägter Ausdruck konfrontiert uns mit Fragen nach Gut und Böse, nach dem Jenseits und dem Wert des Schutzes in einer unsicheren Welt.

Die Gargoyles von Notre-Dame sind weit mehr als architektonische Details. Sie sind Zeugen einer Epoche, die mit Bildern kommunizierte und ihre Weltanschauungen und Glaubensvorstellungen in Stein meißelte. Indem sie Regenwasser ableiten, bewahren sie das Bauwerk; indem sie erschrecken, lehren sie Demut. Sie bieten einen einzigartigen Einblick in das mittelalterliche Denken, stehen aber gleichzeitig für zeitlose Themen wie Angst, Schutz und die Faszination der Dunkelheit. Bis heute bleiben sie die gruseligen, zugleich schützenden Wächter über das Herz von Paris.

Quellen

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