Website-Icon Kunst 101

Die Berliner Volksbühne: Ein Zentrum für politisches und experimentelles Theater

Berlin Die Volksbühne am Horst Wessel Platz

Die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zählt zu den traditionsreichsten und prägendsten Theaterhäusern Europas. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1914 steht sie für künstlerische Innovation, gesellschaftliche Relevanz und Radikalität im deutschen und internationalen Theaterbetrieb. Speziell als Bühne für politisches und experimentelles Theater genießt sie einen besonderen Ruf. Sie ist eng verbunden mit dem Motto „Die Kunst dem Volke“ und setzt sich seit jeher für einen offenen Zugang zur Kultur und soziale Teilhabe ein.

Historische Entwicklung der Volksbühne

Ursprünge als „Theater des Volkes“

Die Volksbühne ist das Ergebnis der „Freien Volksbühne“, die 1890 von Sozialdemokraten gegründet wurde. Ihr Ziel war es, die Arbeiter und breite Bevölkerung für Theater zu begeistern und ihnen mit niedrigen Eintrittspreisen den kulturellen Zugang zu ermöglichen. Die Finanzierung des Gebäudes erfolgte größtenteils durch Mitgliederbeiträge – sogenannte „Arbeiter-Pfennige“ – was der Bühne eine gewisse Unabhängigkeit von staatlicher Zensur und Einflussnahme sicherte.

Architektur und Zerstörung

Entworfen wurde die Volksbühne von Oskar Kaufmann und eingeweiht 1914. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude schwer beschädigt und in den 1950ern von Hans Richter wieder aufgebaut. Die rekonstruktive Arbeit markiert eine neue Phase des Hauses – nun im Ostteil Berlins und damit im politischen Spannungsfeld der DDR.

Berühmte Persönlichkeiten und künstlerische Meilensteine

Max Reinhardt und Erwin Piscator

Unter der Leitung von Max Reinhardt (1915–1918) entwickelte sich die Bühne früh zu einem Zentrum für innovative Theaterkunst. Besonders prägend war Erwin Piscator, der von 1924 bis 1927 als Intendant mit radikal politischen Inszenierungen ein neues Kapitel für das Volksbühnen-Theater aufschlug. Piscator etablierte das „Proletarische Theater“ und setzte neue Maßstäbe für das epische Theater, das Bertolt Brecht als zentrales Element seiner Arbeiten übernahm.

DDR-Zeit und Regietheater

Nach dem Wiederaufbau in der Ost-Berliner DDR wurde die Volksbühne zu einem Vorreiter avantgardistischer und kritischer Regiekunst. Mit Regisseuren wie Benno Besson und Fritz Marquardt wurden politische und kontroverse Stücke aufgeführt, die gesellschaftliche Missstände aufgriffen und im Sinne eines kritischen Diskurses neue Denkweisen anregten.

Die Ära Frank Castorf: Experiment pur

Frank Castorf revolutionierte ab 1992 das Profil des Hauses und führte es in eine neue Epoche des experimentellen Theaters. Unter Castorfs Leitung wurde die Volksbühne mehrfach zur „Theater des Jahres“ gewählt und erlangte internationalen Zuspruch für radikale Inszenierungen und postdramatische Theaterformen. Die künstlerische Autonomie der Regisseure und Schauspieler, das Spiel mit Extremen und das Durchbrechen konventioneller Theaterräume machten die Volksbühne zu einem Hotspot für innovative Theaterästhetik.

Politisches Theater und gesellschaftliche Verantwortung

Kritik und Diskurs auf der Bühne

Das Theater versteht sich bis heute als Ort der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, historischen und politischen Themen. Zahlreiche Produktionen behandeln aktuelle Konflikte, stellen Fragen nach Identität, Macht und Erinnerung, und durchdringen das Private mit dem Öffentlichen. Die Bühne nimmt damit eine zentrale Rolle in der politischen Debatte Berlins und Europas ein.

Künstlerische Freiheit als Wert

Die Volksbühne ermöglicht ihren Akteuren größtmöglichen kreativen Spielraum. Die Zusammenarbeit zwischen Regie, Bühne und Ensemble ist geprägt von Austausch und Experiment. Gewaltige Bühnenbilder, provokative Textflächen und innovative multimediale Performances sind charakteristisch für das Haus.

Die Volksbühne heute: Vielseitigkeit und Kontinuität

Neue Namen und neue Formate

Seit 2021 prägen René Pollesch und viele andere das Haus, dessen Repertoire neben Drama auch Tanz, Musik, Performance und Diskurs umfasst. Die Volksbühne vereint heute verschiedene Sparten und bietet neben dem Hauptsaal auch kleinere experimentelle Bühnen wie den Roten und Grünen Salon sowie das Sternenfoyer.

Internationale und lokale Vernetzung

Kooperationen mit internationalen Künstlergruppen – beispielsweise Gob Squad – und multimediale Projekte zeigen die Offenheit der Volksbühne für neue Impulse. Die Integration von Performances mit englischen Übertiteln und Gastspielen macht das Haus auch für internationale Besucher attraktiv.

Traditionelle Tänze: Ein Fenster zur deutschen Kultur

Die Bedeutung traditioneller Tänze in Berlin

Berlin vereint als Kulturstadt eine Vielzahl an traditionellen deutschen Tänzen, die sowohl auf Bühnen als auch im Rahmen von Volksfesten und Freiluftveranstaltungen zelebriert werden.

Zehn traditionelle deutsche Tänze

  1. Schuhplattler – Ursprünglich aus Bayern und Tirol, beinhaltet dieser Tanz rhythmisches Stampfen, Klatschen und Schlagen auf Schuhe und Oberschenkel („Schuhplatteln“ bedeutet „Schuhschlag“).
  2. Bandltanz (Maypole Dance) – Vor allem beim Maifest praktiziert, werden beim Tanzen bunte Bänder um einen Maibaum geflochten.
  3. Walzer – Dieser elegante Paartanz gehört zu den bekanntesten Tänzen im deutschsprachigen Raum, oft auf Festen und Bällen präsent.
  4. Polka – Mit schnellen Schritten und lebhaftem Rhythmus ist die Polka ein fester Bestandteil der Festkultur, besonders in Süddeutschland.
  5. Zwiefacher – Ein bayerischer Volkstanz mit wechselndem Takt und Drehungen, der von variierenden Rhythmen lebt.
  6. Franconian Tanz um den Lindenbaum – Zum Beispiel beim Kirchweihfest in Franken, wird traditionell um einen Lindenbaum getanzt (siehe Limmersdorf Kirchweih).
  7. Dreher – Ein bayerischer Rundtanz mit viel Drehbewegung, typischerweise auf Volksfesten aufgeführt.
  8. Rheinländer – Ein geselliger Volkstanz aus dem Rheinland, oft als Gruppentanz mit viel Dynamik.
  9. Boarischer – Ursprünglich aus Bayern, zeichnet sich dieser Paartanz durch besondere Schrittfolgen und Kreisdrehungen aus.
  10. Sächsischer Tanz – Stile wie Sternpolka oder Reihenpolka aus Sachsen repräsentieren die Tanztradition im Osten Deutschlands.

Volksbühne und Tanz: Zwischen Tradition und Avantgarde

Auch wenn die Volksbühne vor allem für ihre performativen und experimentellen Produktionen bekannt ist, stehen bei Festspielen und Workshops immer wieder traditionelle Tänze im Fokus – als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Kollektiv und Individuum.

Die Berliner Volksbühne ist weit mehr als ein Theater – sie ist ein Labor für künstlerische und gesellschaftliche Experimente, ein Ort lebendiger Tradition und bahnbrechender Innovation. Ihr Engagement für politisches und experimentelles Theater, ihre Offenheit für gesellschaftliche Diskurse und ihre Verbindung zu lokalen und internationalen Kulturformen machen sie zu einem unverzichtbaren Zentrum der Berliner Theaterszene.

Quellen

Die mobile Version verlassen