Tanzen ist nicht nur eine Kunstform, sondern für viele auch eine Lebensaufgabe voller Leidenschaft, Disziplin und kontinuierlicher Weiterentwicklung. Die Ausbildung zum professionellen Tänzer ist ein Weg, der sowohl körperliche als auch psychische Stärke erfordert. Wer sich für einen solchen Werdegang entscheidet, sieht sich mit Herausforderungen konfrontiert, die weit über das hinausgehen, was sich viele vorstellen können. Dennoch gibt es für jene, die den Traum verfolgen, auf der Bühne zu stehen und Emotionen durch Bewegung zu transportieren, kaum etwas Erfüllenderes.
In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick hinter die Kulissen und beleuchten den steinigen, aber faszinierenden Weg zur beruflichen Tanzausbildung. Dabei betrachten wir den Trainingsalltag, die Anforderungen an Körper und Geist, die verschiedenen Ausbildungswege, Chancen und Risiken sowie die emotionale Seite dieses einzigartigen Berufs.
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1. Die Faszination des Tanzes und ihre Anziehungskraft
Der Beruf des Tänzers vereint künstlerischen Ausdruck mit athletischer Leistung. Schon im Kindesalter begeistert der Tanz seine Anhänger durch das Zusammenspiel aus Musik, Technik, Kreativität und Gemeinschaft. Für viele beginnt die Reise mit kleinen Auftritten in lokalen Studios oder auf Schulbühnen. Doch für den Weg ins professionelle Tanzleben braucht es weit mehr als Talent.
- Leidenschaft und Hingabe: Der innere Antrieb, Bewegung als Sprache der Seele zu nutzen, ist fast immer Voraussetzung.
- Kreativer Ausdruck: Tanzen bietet die Möglichkeit, Emotionen und Geschichten ohne Worte zu erzählen.
- Disziplin: Kunst kommt in diesem Beruf nur durch unermüdliches Training zur vollen Entfaltung.
2. Früh übt sich: Der Start in jungen Jahren
Wann beginnt die Tanzkarriere?
Viele professionelle Tänzerinnen und Tänzer beginnen bereits im Vorschulalter mit regelmäßigem Training. In klassischen Ballettschulen etwa startet die Grundausbildung oft im Alter von fünf bis acht Jahren. Die frühen Jahre sind geprägt von:
- Grundlagen: Erlernen von Motorik, Musikgefühl und ersten Choreografien
- Techniktraining: Grundlegende Ballettpositionen, Sprünge, Pirouetten, Ausdruck
- Wettbewerbe und Auftritte: Motivation durch erste Bühnenerfahrungen
Während andere Kinder nach der Schule spielen, verbringen potenzielle Bühnentalente viele Nachmittage im Tanzstudio. Die Belastung ist hoch, aber die Lernkurve ebenfalls steil.
3. Der Alltag im Tanztraining
Das Training im Detail
Täglich mehrere Stunden Training sind für junge Talente bald selbstverständlich. Der Stundenplan einer angehenden Profi-Tänzerin umfasst häufig:
- Technikklassen: Präzises Arbeiten an Bewegungsqualität und -vielfalt
- Repertoiretraining: Einstudieren klassischer und zeitgenössischer Stücke
- Kraft- und Ausdauertraining: Verbesserung von Kondition, Flexibilität und Koordination
- Körperwahrnehmung: Arbeit an Haltung, Körperspannung und Ausdruck
Viele Schulen und Ausbildungsstätten legen Wert auf ganzheitliche Ausbildung – ergänzt durch Schauspiel-, Musik- und manchmal sogar Akrobatikstunden.
4. Die Herausforderungen: Körperliche und seelische Belastung
Körperliche Anforderungen und Risiken
Der Tanz fordert einen kräftigen, flexiblen und ausdauernden Körper. Regelmäßige Belastungen führen häufig zu Verschleißerscheinungen, Überlastungen oder akuten Verletzungen wie Zerrungen, Verstauchungen oder Ermüdungsbrüchen. Vorbeugung durch gezieltes Krafttraining und Ernährungsmanagement gehört zum Alltag.
- Häufige Verletzungen: Bänderüberdehnungen, Stressfrakturen, Muskelverletzungen
- Erhöhtes Verletzungsrisiko bei Kindern/Jugendlichen: Besonders im Wachstum ist der Körper anfälliger
- Notwendigkeit gezielter Prävention: Physiotherapie, Cross-Training, Regeneration
Psychische Herausforderungen
Neben körperlichen Hürden bringen soziale Isolation, Konkurrenzdruck und die ständige Bewertung der eigenen Leistung eine psychische Belastung mit sich.
Wichtige Aspekte:
- Versagensängste und Selbstzweifel
- Druck durch Wettbewerbe und Auditions
- Umgang mit Ablehnung und Rückschlägen
- Balance zwischen Perfektionismus und Selbstfürsorge
Professionelle Betreuung durch Sportpsychologen oder Mentoren kann den jungen Tänzerinnen und Tänzern helfen, gesund durch harte Zeiten zu kommen.
5. Ausbildungswege: Verschiedene Möglichkeiten
Tanzschulen & Akademien
Berufsausbildungen zum Tänzer werden meist an renommierten Tanzhochschulen, Konservatorien oder privaten Akademien absolviert. Beispiele für international anerkannte Ausbildungsstätten sind:
- The Ailey School / Fordham University
- Boston Conservatory at Berklee
- Florida State University
- Point Park University
- Dance in Art (DiA) in den Niederlanden
Das Angebot reicht von klassischen Studiengängen (Ballett, Zeitgenössischer Tanz, Musical) bis hin zu modernen Konzepten, die auch Entrepreneurship oder Pädagogik einbeziehen.
Aufbau und Ablauf der Berufsausbildung
Je nach Institution dauert die Ausbildung meist zwei bis vier Jahre. Typische Inhalte sind:
- Technik und Repertoire: Klassisch und modern
- Musik- und Bewegungstheorie
- Anatomie, Physiologie, Ernährung
- Choreografie und Improvisation
- Prüfungen und regelmäßige Aufführungen
- Business- und Management-Skills
Viele Programme beinhalten verpflichtende Praktika, Gastauftritte und Austauschprogramme mit Theatern oder Kompanien.
Bedeutende Ausbildungsstationen
Eine professionelle Ausbildung baut sich oft aus mehreren Etappen auf:
- Frühes, intensives Training ab Kindheit/Jugend
- Aufnahme in eine Fachschule oder Konservatorium nach Audition
- Erfolg bei regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerben
- Karrierestart über Compagnien, Engagements oder Projekte
6. Auswahlverfahren und der harte Wettbewerb
Die Aufnahme in professionelle Tanzakademien ist streng selektiv. In der Regel müssen Bewerber ein anspruchsvolles Vorsprechen bestehen, bei dem nicht nur Technik, sondern auch Bühnenpräsenz, Lernfähigkeit und körperliche Voraussetzungen geprüft werden.
- Auditions: Auswahlverfahren können je nach Schule mehrere Runden umfassen und fordern Tänzerinnen in den Bereichen Technik, Ausdruck und Improvisation.
- Hohe Konkurrenz: Hunderte Bewerber kämpfen um wenige Ausbildungsplätze und später um begrenzte Arbeitsstellen in Compagnien oder Theaterhäusern.
- Ablehnung & Neuanfang: Viele Tänzer erleben im Laufe ihrer Ausbildung mehrfach harte Rückschläge und müssen lernen, damit konstruktiv umzugehen.
7. Leben während der Ausbildung
Zwischen Schule, Training und Privatleben
Die Ausbildung zum Tänzer bedeutet meist, dass Privatleben und Freizeit der Kunst untergeordnet werden. Häufig besuchen angehende Tänzer spezielle Schulen, die den Unterricht auf den Trainingsplan abstimmen, oder sie absolvieren ein Studium parallel zum täglichen Tanztraining.
- Langer Tagesablauf: Tägliches Training, ergänzende Schulfächer, abendliche Proben
- Verzicht auf Freizeit: Weniger Zeit für Freunde oder Hobbys
- Strenge Ernährung und Selbstkontrolle: Um den hohen körperlichen Anforderungen standzuhalten
Soziales Umfeld und emotionale Unterstützung
Der Rückhalt durch Familie, Freunde und Lehrer ist entscheidend. Krisen, wie Verletzungen oder Zweifel an der Berufswahl, sind ohne starkes Umfeld schwer zu meistern.
8. Die Karriere: Chancen und Realität
Arbeitsfelder für professionelle Tänzer
Karrieren verlaufen selten linear und variieren je nach Spezialisierung und Talent. Arbeitsfelder sind u.a.:
- Klassische und zeitgenössische Tanzcompagnien
- Musical- und Theaterproduktionen
- Film, Fernsehen, Werbung
- Freelance-Projekte und Gastauftritte
- Tanzpädagogik, Choreografie, Coaching
Vielversprechende Karrieren verlangen ständiges Weiterlernen, regelmäßige Auditions und stetiges Networking.
Arbeitsalltag und Arbeitsbedingungen
Der Alltag ist von einem ständigen Wechsel zwischen Proben, Vorstellungsabenden, Reisen und Auditions geprägt. Bis zu sechs Stunden Training und mehrere Aufführungen pro Woche sind keine Seltenheit.
- Finanzielle Unsicherheit: Viele Tänzer arbeiten freiberuflich, Verträge sind befristet
- Reisen & internationale Engagements: Flexibilität ist ein Muss
- Physische und mentale Erschöpfung: Dauerbelastung durch wiederholte Hochleistung
Dauerhafte Herausforderungen
Häufige Themen während der Karriere:
- Kurze Berufsdauer: Nur wenige bleiben bis über 40 aktiv auf der Bühne
- Notwendigkeit der Weiterbildung: Viele Tänzer wechseln später ins Lehrfach oder Management
9. Emotionale Höhen und Tiefen
Begeisterung und Erfüllung
Trotz der vielen Anstrengungen geben Tänzer ihre Leidenschaft selten auf. Die Momente auf der Bühne, das Gefühl, das Publikum zu bewegen und ein künstlerisches Statement zu setzen, sind für viele mit nichts zu vergleichen.
Rückschläge und Motivation
Ablehnung, Verletzungen oder Spannungen im Ensemble können entmutigen. Dennoch berichten viele Tänzer, dass gerade die überwundenen Hürden ihre Entwicklung maßgeblich fördern.
- Selbstdisziplin und Resilienz: Entscheidend für einen langen Karriereweg
- Gemeinschaftsgefühl: Unterstützung unter Gleichgesinnten, gemeinsame Passion
10. Nach der aktiven Karriere: Neue Wege
Karriere-Chancen nach der Bühne
Wer den aktiven Bühnensport verlässt, kann häufig mit pädagogischen, choreografischen oder Management-Kenntnissen weiterarbeiten.
- Lehre und Unterricht: Eigene Tanzschule oder akademische Lehre
- Choreografie und Produktion: Entwicklung neuer Shows
- Coaching und Mentoring: Nachwuchsförderung und künstlerische Beratung
- Branchenwechsel: Viele Tänzer bringen wertvolle Soft Skills wie Disziplin, Kreativität und Organisationsgeschick mit
11. Der Weg in die Zukunft: Perspektiven und Entwicklungen
Veränderungen und Trends in der Tanzausbildung
Durch die Digitalisierung und neue Lehrmethoden finden moderne Ansätze ihren Weg in die Ausbildung:
- Online-Kurse und interaktives Lernen
- Cross-Training mit Yoga, Pilates oder Akrobatik
- Kombination von Technik und Kreativität
Zeitgenössische Programme setzen zunehmend auf Vielfalt in Stilen und Ausdrucksformen, um Tänzer auf eine globalisierte und dynamische Kunstszene vorzubereiten.
Die Ausbildung zum professionellen Tänzer ist ein Weg der Extreme – voller Leidenschaft, Disziplin, harter Arbeit und fortwährender Selbstüberwindung. Sie verlangt nicht nur körperliche und technische Höchstleistung, sondern auch einen gefestigten Charakter und ein stabiles Umfeld. Trotz aller Herausforderungen bleibt für viele Tänzer die Bühne der Ort größter Erfüllung – und jeder Schritt auf diesem harten Weg ist ein Ausdruck tiefster Hingabe an die Kunst.
Quellen
- How To Become a Professional Dancer (With Tips)
- The Dancer’s Journey: Becoming a Professional Dancer
- How Do I Become a Professional Dancer?
- The Highs and Lows of a Professional Dancer’s Career
- Become a Professional Dancer: Your Ultimate Guide
- Redesigning Private Dance Studio Education to Better Prepare the Future Dancer
- ABT – Dancer Training
- 10 College Dance Programs You Should Know
- Professional Dance Training
- Inside the World of Professional Dance: The Challenges and Triumphs of a Career in the Industry
- Dancer | Explore Careers
- A Guide to Careers in Dance – One Dance UK